Adieu Tscharlie

NACHRUF Karl „Tscharlie“ Pröbstl

Manchmal sind Texte so schwierig, weil man sie einerseits formgerecht, aber auch mit einem bravourösen Inhalt erstellen möchte. Dies trifft gerade in diesem Fall zu: Ich möchte einen Nachruf schreiben für Karl Pröbstl, genannt Tscharlie. Gemäß Duden bedeutet Nachruf eine „einem kürzlich Verstorbenen gewidmete [mit einem Rückblick auf sein Leben verbundene] Worte der Würdigung“. Da Tscharlie sich wohl immer an Regeln hielt, jedoch Formalitäten immer im Sinne der Sache begutachtete, möchte ich an dieser Stelle eine eigene Interpretation eines Nachrufs schreiben:

 

Lieber Tscharlie,

die Nachricht Deines Todes hat mich erschüttert. Weil, weil – Du doch immer da bist. Du warst immer da. Über all die Jahre als Fußballerin hast Du mich begleitet, unterstützt und auch meine Projekte unterstützt. Du warst immer da – als Trainer, als Wegbegleiter, als Freund, ja sogar als Koch! Ich glaube, es bleibt unvergessen, wie Du im miefigen Ballraum während eines Mädchen-Fußball-Camps Spaghetti für uns alle gekocht hast. Dies nur eine kleine Geschichte, die veranschaulicht, was man mit Dir alles auf die Beine stellen konnte.

Du hast Menschen immer sehr schnell durchschaut, durch Deine humorvolle, leise Art aber nie jemandem das Gefühl gegeben, er oder sie hätte Deine Aufmerksamkeit nicht verdient. Du warst gegenüber Mitmenschen immer sehr aufgeschlossen und fandest an neuen Ideen oder Projekten immer Gefallen – ohne dabei nicht auch Deinen Humor oder die „kritischen Tscharlie-Fragen“, die einen sehr zum Nachdenken bringen konnten, messerscharf anzuwenden. Du hast jeden unterstützt, der mit Mut etwas anpackte – sei es in dem Du ihn oder sie ermutigtest „jetzt probiers halt aus, dann sehn wer schon!“, oder buchstäblich mitangepackt hast.

Ich hatte über 1000 Mädchen in meinen Mädchen-Fußball-Camps, wenn man die Eltern und Brüder noch hinzuzählt, die immer bei den großen Turnieren mitgespielt haben, sind es einige mehr. Du hast alle auch miterlebt. Jedes Camp hast Du mitgeprägt. Sei es, dass Du als Trainer da warst, als unnachahmlicher Capitano des Teams „Italien“ die Mini-WM aufgemischt oder manchmal auch einfach schnell vorbeigeschaut und mir „Servus Ka, viel Spaß“, gewünscht hast.

Zusammen mit 6 anderen Verrückten hast Du den FFC Wacker München 1999 gegründet. Der Verein zählt noch heute Deutschland weit zu den ältesten und größten reinen Frauenfußball Vereinen. Den „Wacker“-Geist hast auch Du mitgeprägt. Wie nachhaltig Ihr 7 Gründungsmitglieder die Welt für viele junge und auch alte(!) Fußballerinnen und ganze Familien verändert habt, kann man im Umfang nur ansatzweise beschreiben. Die Gründung steht auch symbolisch für Deine Einstellung: „Das machen wir, jetzt!“.

Du wolltest nie im Mittelpunkt stehen. Es ging Dir immer um die Sache, in „meinem Fall“ um den Fußball – um das Spiel an sich in all seiner Vielfalt. Du hast Deine Erfüllung in Respekt, im Miteinander und im Lachen gefunden. Es war Dir wichtig, Teil davon zu sein, um auf Deine Weise Deinen Respekt sichtbar zu zeigen.

Zusammenhalt, Ausbildung und Entwicklung waren Parameter, die für Dich von großer Bedeutung waren, und die Du gelebt hast.

Du warst, bist und bleibst für mich und für all diejenigen Menschen, die jemals mit Dir zusammenspielen durften ein Vorbild!

Merci und Adieu, Tscharlie!

 

 

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